Oktober 05, 2006

Modisch aufgestoßen

Da Matthias politische Beiträge schreibt, werde ich mich jetzt, ganz getreu dem Klischee, über den modischen Stil der Amerikanerinen im Mittleren Westen auslassen (da wir hier ja ganz p.c. keine Verallgemeinerungen mögen, kann ich leider keine Aussagen für andere Regionen treffen, aber ich hab mir sagen lassen, dass die Mode hier immer circa 5 Jahre hinter allgemeinen Trends hinter her hängt...) Ich meine, dass die Amerikaner keinen Stil haben, dass wissen wir ja. Die Europäer haben sich schon zu Kolonialzeiten über die Hinterwäldler amüsiert, die mit den Indianern um das Lagerfeuer tanzen und meilenweit auseinander leben. Alles was zum Beispiel vor Walt Whitman in der Lyrik erschienen ist, waren griechische Oden mit amerikanischem Inhalt - da das nichts mehr als langweilige, billige Kopie ist, kann das ja nichts werden. Aber welche Faux-pax sich mein ästhetisches Empfinden hier teilweise aussetzen muss, ist wirklich ohne Vergleich. Da sind sogar weiße Socken mit Sandalen noch erträglich. Beispiel Nummer 1: UGG Boots...schon der Name sollte einem eigentlich suggerieren, dass man so etwas nicht tragen sollte. Leider kommen diese Schuhe aus Australien und hatten auch in Deutschland eine Weile ihre Hochzeit. Aber seien wir mal ehrlich, diese Dinge sehen aus als könnte man damit auf dem Mond landen. Der einzige Vorteil ist, dass sie den Rest des Körpers unglaublich grazil wirken lassen...

Beispiel Nummer 2: Mädchen tragen hier tatsächlich Gummistiefel in der Öffentlichkeit und ich meine nicht, um die Biologieproben im Sumpfgebiet zu nehmen, sondern um zur Uni mit trockenen Füßen zu kommen. Ich verstehe ja den praktischen Mehrwert, aber ich trage doch meine Kittelschürze auch nicht beim Italiener um die Ecke?!
Beispiel Nummer 3: Die Leggins. Grundsätzlich muss ich sagen, dass die 80er Jahre und ich nicht ganz dicke sind. Neonfarben, Schulterpolster, Dauerwellen und die Königin aller unvorteilhaften Kleidungsstücke die Leggins gehören definitiv auf meine "auf gar keinen Fall"-Liste. (Obwohl ich ja zugeben muss, dass ich mir eine von den ganz engen Röhrenjeans gekauft hab, um meine neuen Stiefel drüber zu ziehen.) Erstes Gegenargument ist, dass diese Stoffhosen ungefähr an 0.1% der Weltbevölkerung gut aussehen, an Topmodels! Man kann durch die Textur jedes bisschen Orangenhaut, Reiterhose und Kilo zu viel sehen und dass ist auf meinem Weg zum Unterricht morgens und vor meinem zweiten Kaffee echt nicht mein Ding. Mein zweites Gegenargument ist, dass diese unscheinbaren Dinger immer wirken wie halb angezogen und anscheinend weitere Fehlentscheidungen in Modefragen nach sich ziehen. Man sieht Leggins also häufig mit langen T-Shirts und Pullovern, die in der Taille von große roten Lackgürtel zugeschnallt werden, oder wahlweise auch mit megaknappen Miniröcken (die wahrscheinlich die breiten Gürtel ersetzen).
Beispiel Nummer 4: Crocs. Habt ihr schonmal so etwas Merkwürdiges gesehen? Diese Teile fallen in die gleiche Kategorie wie die Gummistiefel (denn mir hat hier ein Mädel ernsthaft versucht zu erklären, dass diese Schuhe bei Regen ja so sinnvoll sind, weil die Füße dann wieder trocknen können). Schuhe aus Plastik sind einfach generell tabu. Basta!
Beispiel Nummer 5: Der Ich-bin-gerade-aus-dem-Bett-gefallen Look. Anscheinend ist es äußerst cool hier, auszusehen als wer man gerade aufgestanden, wenn man zur Uni kommt. Ich komme mir mit meiner Jeans manchmal schon vor wie absolut over-dressed. Jogginghose, Kapuzenpulli, Hausschuhe und Schlafanzughosen gehören zum typischen Collegeoutfit. Ich dachte eigentlich immer, ich müsste mir jetzt ein rosa Polo und ne Cordjacke kaufen...ach Moment, das besitze ich ja schon. Das ganze wird dann ganz Paris Hilton-like mit großen Designerbrillen und Stoffhandtaschen mit Kitschmuster kombiniert. Sehr geschmackvoll.

Eines der Hauptprobleme der Mädels hier ist meiner Meinung nach, dass sie einfach keinen eigenen Stil haben und hoffen, mit teuren Marken darüber hinweg zu täuschen. Fleecejacken von Northface mögen $100 Dollar kosten, aber das macht Fleecejacken noch lange nicht chic. Und auch die Gucci-Brille kann einen Jogginganzug nicht aufwerten. Vor allem aber ist es der Einheitslook, der mir aufstößt. In einem Land, wo Individualismus groß geschrieben wird, sind hier an einer repräsentativen Bildungseinrichtung alle gleich schlecht angezogen...

Keine Kommentare: