Februar 26, 2007

Ersatz - beziehungsweise Zusatzfreu(n)de

In der Medienbranche gibt es das Sommerloch, in der Anja-und -Matthias-Blogbranche gibt es das Semester(ferien)loch. Ich hab momentan so viel zu tun mit Uni, Praktikum und Alltag, dass ich euch von nichts Außergewöhnlichem berichten kann. Matthias hat Ferien und entspannt und bräunt sich, so dass es auch bei ihm nicht viel Neues gibt (obwohl ich weiß, dass er an einem Beitrag arbeitet...pssstt...).

Deswegen dachte ich mir ich nutze die Gelegenheit, euch einige meiner lieben Ersatzfreunde vorzustellen, damit ihr wisst, dass ihr hier würdig vertreten werdet. Im letzten Semester ist es mit den Freundschaften etwas langsam angelaufen, gerade weil die informelle Spontanität der Amis nicht ganz so mein Fall ist. Wie ihr euch vielleicht erinnert, war ich dann hauptsächlich mit den anderen "Europäern" unterwegs. Nur leider sind die all nur für ein halbes Jahr hier gewesen und somit hatte ich etwas Sorgen, dass die "Suche" wieder von vorn los geht. Nachdem ich hier aber anscheinend doch ein bisschen zu hause bin, hat sich das Problem von alleine erledigt und ich kann mich nicht über einsame Samstagabende vorm TV beschweren (es sei denn ich will es nicht anders).

Vom letzten Semester übrig geblieben sind Katherine (siehe Beitrag zu Smoothie Night im September) und Kirsten (rechts auf dem Foto). Mit Kirsten treffe ich mich regelmäßig zum Kaffee im Soma und dann quatschen wir einfach mal so für ein oder zwei Stunden. Sie geht hoffentlich im Sommer in die Provence, um dort Englisch zu unterrichten.

Im letzten Semester habe ich auch schon ab und zu mal was mit Shanna und Shravan gemacht, doch da Shravan jetzt beim Praktikum mein neuer Arbeitskollege ist, sehen wir uns einfach viel häufiger. Die beiden laden mich immer zu interessanten Veranstaltungen wie zur Neujahrsfeier im tibetanischen Kloster, zum unitarischem Gottesdienst oder indischem Essen ein. Da Shannas Familie auch in Michigan lebt, sind wir schon ein paar Mal zusammen gefahren und konnten uns besser kennen lernen, was aufgrund des begrenzten Zeitraums zu den größten Freundschaftproblemen gehört.

Shanna studiert Political Science (PolScie) und das Department ist bekannt dafür sehr integrativ und aktiv zu sein, so dass wir (die Deutschen) eigentlich bei jeder Party mit eingeladen sind. So habe ich dadurch unter anderem Rebekah, eine andere Freundin (Foto mit neuem Freund Andreas) und James kennen gelernt. Mit Rebekah kann man so richtig Mädchensachen machen: Filme gucken, Eisessen, Coctails trinken. Mit James (Foto links) mache ich erst neuerdings ab und zu mal was. Er ist mitte vierzig und hat schon eine zehn-jährige Tochter, aber er hat immer viel zu erzählen, weil wir beide Kunst- und Literaturfans sind und uns gemeinsam Veranstaltungen anschauen. Es ist außerdem spannend Beziehungs-und Lebensfragen von so unterschiedlichen Perspektiven zu diskutieren.

A propos Kunst, mein Kurs in bei der Fine Art hat mir Zugang zu einem weiteren Freundeskreis von Künstlern und Kunstgeschichtlern verschafft. Kate (rechts außen) hat mich nach einem unserer Seminare angesprochen und seit dem essen wir gemeinsam Mittag und gehen freitags immer zu den Austellungseröffnungen. Durch sie habe ich dann die ganzen anderen Grad-Students kennen gelernt und so auch endlich meinen weiblichen Freundeskreis vergrößert, was Freundschaftsprolem Nummer 2 erleichtert.

Zu diesem gehört auch Jennifer (hier mit ihrem ecuadorianischen Verlobten Marcello). Jen macht ein Praktikum im International Center, aber wir sind auch zusammen im Spanisch Conversation Club und beim Tutoring. Wir sind uns sehr ähnlich, was manchmal schon fast gruselig ist, aber sie ist definitiv eine Freundin mit der man lachen und weinen kann.

Wenn ich über Freunde schreibe, kann ich natürlich auch meinen Nachbarn Jim nicht vergessen. Ohne ihn wäre ich hier manchmal ganz schön aufgeschmissen. Er hilft mir einfach immer, egal mit was. Wenn ich Langeweile habe, dann gehe ich einfach rüber und schau mit ihm, Sandy (seinem britischen Mitbewohner), Katze Molly und Hund Casey fern. Unsere Freundschaft ist absolut alltäglich, fast jeden Abend fahren wir zum Beispiel gemeinsam oder zu dritt vom Campus nach hause und so ist immer jemand da, dem man von seinem Tag erzählen kann.

Auf dem ersten Foto oben links seht ihr ein paar der anderen Deutschen die hier sind (Lisa, Sue und Vera) und ein paar andere Bekannte, wie Amanda, die ich erst vor ein paar Wochen kennen gelernt habe. Wir "Germans" treffen uns ab und zu mal zum Kaffee, Bier oder zum Feiern. Es ist echt merkwürdig, wie man sich nach einer Weile so verbunden fühlt, mit Leuten, mit denen man wenig gemeinsam hat. Das Foto ist von meinem Valentinsdinner und zeigt aber auch, dass an diesem Abend genauso viele neue wie alte Bekannte da waren. Das Schöne ist das ich mittlerweile ständig neue nette Leute kennenlernen, aber wie das so ist, passiert das ja immer dann, wenn man nicht mehr damit rechnet.

Februar 02, 2007

2/3 Winterblues

Ein Jahr älter, ein Jahr mehr im Kalender, und draußen ist die Temperaturgrenze von ein Grad Celsius längst unterschritten. Die Euphorie der guten Vorsätze hat nachgelassen und das Semester richtig angefangen. Da wünscht man sich doch wie ein Bär in den Winterschlaf, was in English übrigens hibernation heißt, verfallen zu können, die Decke über den Kopf zu ziehen und erst wieder aus dem Bett zu kriechen, wenn draußen mindesten 10 Grad und Sonnenschein sind.Aber als dann am letzten Sonntag Deutschland die Handballweltmeisterschaft und Indianapolis den Superbowl gewonnen hat, kam auch bei mir langsam das Gefühl eines leisen Optimismus zurück (der allgemeinen Euphorie kann man ja schlecht entgehen), dass vielleicht doch alles möglich ist und ich vielleicht einfach mehr Fan meiner eigenen Mannschaft sein sollte. So höre ich mittlerweile zumindest schon die Vögel singen, wenn ich früh um 7 verschlafen aus meinem Küchenfester schaue, um mich mit Kaffee für meinen mal wieder viel zu langen Tag zu wappnen.

Zum Glück haben auch die Hälfte aller bekannten Murmeltiere am 2. Februar zum Groundhog Day gesagt, dass bald Frühling wird. Wie ich herausgefefunden habe, gibt es etwa zwei Duzend berühmete Murmeltiere, die besonders gut voraus sagen können. Für alle, für die dieser Brauch auch neu ist: Wenn an diesem Tag das Murmeltier aus seiner Höhle kommt und draußen bleibt, wird es bald warm. Wenn es aber r
auskommt und aufgrund von Lichtverhältnissen seinen eigenen Schatten sieht, sich erschrickt und sich wieder versteckt, dann sind mindestens noch 6 Wochen Winter. Berühmte Murmeltiere sind zum Beispiel Punxsutawney Phil in Philadelphia, Balzac Billy, General Beauregard Lee, Jimmy the Groundhog in Wisconsin, Shubenacadie Sam in Neuschottland, Staten Island Chuck und Wiarton Willie in Kanada. Dieses Jahr haben sieben von ihnen voraus gesagt, dass es bald Frühling wird und nur Dunkirk Dave, Jimmy the Groundhog und PeeWee haben sich erschrocken.

Wie schon gesagt, das Semester läuft in vollen Zügen. Ich hab 10 Kredithours (2 Seminare in Amerikanische Architektur und Cultural Studies, ein Independent Studies Kurs für meine Magisterarbeit) und ein 15 Stunden/Woche Praktikum samt PR Kampagnen-Kurs bei Hirons & Company, einer lokalen aber relative angesehen PR- und Kommunikationsagentur.So ziehen die ersten Wochen im neuen Jahr vorüber und ich bin jedesmal erleichtert, wenn es Donnerstagabend ist. An den Wochenende versuche ich mich dann gegen meinen Instinkt nicht ganz unsozial zu verhalten und zumindest ab und zu mal unter Leute zu gehen. Hoffentlich denkt ihr jetzt nicht, dass ich ein trauriges, einsames Leben führe. Nach mindestens 12 Stunden Kommunikation pro Wochentag, hab ich nur momentan ab und zu (wie man so schön sagt) "die Schauze voll" von Menschen und verstehe mich so viel besser mit meiner Decke, Fernbedienung und der tausendsten Wiederholung einer Sex & the City Folge. Auf das bald Frühling wird...!