August 22, 2007

Adios my friends, farewell amigos

Mit den letzen beiden Beiträgen wollen Matthias und ich uns auch ganz offiziell verabschieden. Schließlich können wir euch jetzt immer ganz persönlich von unseren Erlebnissen erzählen. Wir freuen uns, dass so viele den Blog besucht haben und wir so viel positives Feedback dafür erhalten haben. Das macht all die Arbeit wert! Wir werden den Blog auch noch eine Weile aktiv lassen, für alle die, die nochmal nachlesen wollen, oder falls uns mal die wehmütige Erinnerungslust packt ein bisschen in Vergangenheit und in ferne Welten zu reisen.

Angekommen?

Es ist schon komisch. Ich bin seit fast 2 Monaten wieder zu hause und einerseits ist alle wie immer und anderseits doch alles anders. Nachdem sich nun so langsam die Anfangseuphorie und der Stress gelegt hat, erwische ich mich immer häufiger doch wieder über meine Zeit im Ausland nach zu denken. Aber jetzt erstmal kurz zu den Ereignissen der letzten Wochen wieder auf deutschem Boden.
Wie man an den Fotos vielleicht erahnen mag, wohne ich in meiner neuen Wohnung. Besser gesagt, in der Wohnung meiner Schwester, die jetzt auch zu meinem zu hause werden wird. Das Weiße und manchmal noch etwas Kahle Ambiete lässt richtig darauf schließen, dass es noch nicht ganz "zu hause" ist, aber durchaus Potential hat zu werden. Ich werde eben noch ein bisschen brauchen um mich in Kopf und Umfeld auf Heimat einzurichten.

Mit den Freunden sieht es da ganz ähnlich aus. Gleich am Anfang war natürlich die Euphorie groß alle wieder zu sehen, aber schnell merkt man dass das Leben eben so weiter geht und obwohl es schön ist, alle wiederzusehen, niemand alles stehen und liegen lässt nur weil man wieder da ist. Wie ich schon von meinem ersten Auslandsjahr weiß, bleibt es ebenfalls schwer seine Erfahrung zu teilen. Alles scheint so weit weg - für die Zuhörer sowie für einen selbst. So langsam beginnt es auch, dass mir meine Freunde aus den USA anfangen richtig zu fehlen. Ich glaube über sie hoffe ich einen Teil Anja zu behalten, der mir hier langsam wieder entgleitet. Das ist schwierig zu erklären, aber zielt im Grunde darauf ab, dass man sich natürlich ein weinig verändert, wenn man im Ausland ist. Zurück zu hause merkt man aber schnell, dass einen sein altes Leben auf postive und negative Weise wieder zurück hat. Ich bräuchte ab und zu jemanden der mich erinnert, wer ich auch noch sein kann...
So wird es wohl noch dauern bis alles wieder beim Alten und Neuen ist und das ist ja auch gut so. Wär ja schlimm, wenn ein Auslandsjahr nicht auch dazu führt sich selbst und sein Leben ein bisschen zu hinterfragen. Und schön ist doch, dass ich mir einem immer noch ganz sicher bin: Matthias und ich haben es geschafft! (und wie man hier sieht wird er dafür mit lecker Essen in der neuen Küche belohnt...)


Juni 17, 2007

Querida Argentina-Eindrücke nach drei Wochen

Obwohl ich natürlich mit nur 3 Wochen Aufenthalt gerade mal an der Touristenoberfläche von Matthias Wahlheimat gekratzt habe und mir damit nicht zutraue allgemeingültige Aussagen zu treffen, wollte ich meine Eindrücke trotzdem teilen. Vieles von dem, was ich schon von Matthias gehört hatte oder erwartet hatte, habe ich auch ganz stereotyp so vorgefunden. Argentinien: Das ist Fleisch, groß, irgendwo zwischen erster und dritter Welt, Nostalgie für bessere Zeiten und natürlich Fussball.
Das mit dem Fleisch war schon so ne Sache. Die Argentinier sind sehr stolz auf ihr Asado und preisen Lypmphe, Gedärme und ähnliche Körperteile als das Beste vom Tier. Natürlich wurde ich dann sowohl von den Montenser Jungs als auch beim Abschieds-Asado von Matthias Deutschstammtisch mit großen Augen angestarrt, wenn ich die fett-triefenden Batzen zwischen trochen Brot ablehnte. "Wie, du ist kein Fleisch?" Bevor ich mich auf eine Verteidigungs-Diskussion mit kulturellen und sprachlichen Übersetzungsschwierigkeiten eingelassen hatte, blieb es meist bei der Erklärung: "Nee, nur Hühnchenbrust!"
Von der Größe des Landes konnte ich mir dann bei unserer Reise in den Süden einen Eindruck verschaffen. Vierundzwanzig Stunden im Reisebus und ständig wechselte die Landschaft von grüner Pampa, zu roter Wüste, zu gelben Bergen mit blauen Seen. Beeindruckend ist nicht nur, dass sich das Land nochmal mindestens doppelt so weit und breit erstreckt, sondern auch wie menschenleer es ist. Bei unseren Wanderungen auf der 7-Seen-Tour haben wir manchmal stundenlang kaum Menschen getroffen und auch auf der stundenlangen Busfahrt kreutzte nur ab und zu mal eine Häusersiedlung den Blick auf die karge Landschaft.

Für Europäer (sogar für Stundenten) ist in Argentinien das Meiste sehr günstig, besonders solche Dinge, die das Leben ein bisschen schöner machen wie Essen, Wein oder Reisen. Daduch fällt dem durchschnittlichen Touristen wahrscheinlich oft nicht auf (bis auf bettelnde Kinder in den Straßen und Armutsvierteln im Vorbeifahren), dass es sich doch noch um ein Entwicklungs-oder Schwellenland handelt. Gerade in Buenos Aires, wo man alles kaufen kann, kann man das schnell vergessen. Da ich aber auch gerade etwas "verwöhnt" aus den USA kam, sind mir Kleinigkeiten dann doch öfter aufgefallen. Warmes Wasser zum Duschen oder eine richtige Heizung ist zum Beispiel keine Selbstverständlichkeit und solche Dinge, wie WLAN oder Internet zu hause als Standard zu erwarten, erwiesen sich schnell als sehr "westlich". Augusto, der Matthias und mich für die Zeit in La Plata beherbergt hat, hat auch erstmal stundentlang und zum ersten Mal in seinem Informatikerleben mein I-Book bewundert.

Aber es gab eben auch Zeiten, in denen es Argentinien besser ging und die Nostalgie spürt man nirgendwo so stark wie in Buenos Aires, dass sich dank seines etwas grau-schmutzigen Charmen und den romantischen Gebäuden zu Recht "Paris Südamerikas" nennt, aber eben auch zum Großteil von der erwähnten Erinnerung an bessere Zeiten lebt. Matthias und ich waren somit zum Beispiel (neben zwei anderen jungen Touristinnin) die einzigen Teilnehmer bei einem Milonga-Tango-Abend unter 30 und wahrscheinlich auch unter 60. Man hat leider schon ein bisschen den Eindruck, dass mit der letzten lebenden Generation der Blütezeit auch der Charme dahin altert, obwohl B.A. boomt und wächst. Am Tango-Abend waren nur ungefähr 4 Pärchen anwesend-das spricht für sich. Auch der Tango ist fast nur noch für Touristen. Matthias hat sich im Übrigen aber sehr gut angestellt!

Neben allen hier wieder gegebenen Stereotypen ist Argentinien für mich jetzt aber auch vor allem Matthias Argentinien. Das bedeutet Fussballabende, die "kleinen" Jungs aus der Pension und Pensions-Mammi Graciela, Grillen mit Freunden, der allwöchentlich Deutschstammtisch am Donnerstag (bei dem kein Deutsch gesprochen, dafür aber ordentlich Bier getrunken wird), die Eigenheiten der Redaktionsmitglieder des Tagesblatts (wie die blonde Frau, die laut spricht oder die 4 von denen Matthias nicht weiß, was sie eigentlich da machen) oder die Fahrten nach Buenos Aires in dem Bus, in dem man grundsätzlich einschläft. Damit hab ich ein Argentinien kennen lernen dürfen, das gar nicht so ist, wie erwartet oder bekannt, sondern konnte das ganz persönliche Bild des "Querida Argentina" (geliebtes Argentinien) von Matthias eine Weile mit ihm teilen.

Mai 31, 2007

In Anerkennung

Als stolze Besitzer eines Blogs ist uns natuerlich nicht entgangen, dass unser Zaehler auf der rechten Seite schon fast 1000 Seitenbesuche anzeigt und so haben Matthias und ich uns gedacht, dass wir das gerne wuerdigen moechten, dass sich so viele von euch Zeit fuer unsere Berichte nehmen. Damit wir das wie in grossen Supermarktketten mit Balons und Sekt feiern koennen, bitten wir den- oder diejenige Nummer 1000 sich bei uns zu melden. Wir lassen uns auch garantiert etwas Nettes zur Belohnung einfallen!

Mai 30, 2007

Warm-kalter Empfang

Es ist kaum zu glauben, aber nach fast 10 Monaten und mit nur einer dreiwöchigen Unterbrechung im Dezember befinden Matthias und ich uns gerade auf einem Kontinent, in einer Stadt, ja sogar in einer Wohnung. Matthias liegt gerade mit Grippe im Bett und das gibt mir genug Freizeit ein bisschen zu schreiben, was wir so machen.Eigentlich ist es bei den Temperaturen hier überraschend, dass nicht ich diejenige bin, die sich erkältet hat. Am letzten Freitag bin ich in Buenos Aires angekommen und da waren es noch so um die 15 Grad, aber mittlerweile zieht eine Kältewelle durch das Land und beschert der Region La Plata die niedrigsten Temperaturen der letzten Jahre.

Trotz Kälte und Schnupfen lässt Matthias es sich aber trotzdem nicht nehmen mir sein Argentinien zu zeigen. Wir haben am Wochenende und gestern auf Stadttour in Buenos Aires gemacht, am Samstagnacht bis Sonntag sind wir dann für eine Party mit Asado in Monte gewesen (die Heimatstadt von Matthias Freund Nacho ca. 1,5 Stunden entfernt von B.A.), am Montag waren wir dann in La Plata unterwegs und zwischendurch darf ich vor allen Freuden, ehemaligen Mitbewohnern oder Kommilitonen Schau laufen, Bussis verteilen und mit stockendem Spanisch erzählen was ich so mache. Ich wurde soweit aber von allen Seiten sehr warm und herzlich empfangen und bin somit vielleicht vor der Kälte des argentinischen Winters gefeit.

Den Rest dieser Woche verbringen wir jetzt noch in La Plata, weil Matthias auch noch ein bisschen lernen muss und ich Zeit habe, seine Wahlheimat des letzten Jahres zu erkunden. Außerdem steht natürlich noch der legendäre Deutschstammtisch am Donnerstagabend auf dem Programm. Am Freitag fahren wir dann für eine Woche in Argentiniens Süden—die Sieben-Seen-Tour. Jeder, dem wir bisher davon erzählt haben, sagt, dass die Tour sehr schön ist und wenn wir ein bisschen Glück haben liegt eventuell auch schon genug Schnee zum Skifahren.

Nach anfänglicher Sorge, wie es wohl sein wird, wieder so viel zusammen zu sein, bin ich bis jetzt wie von der relativen Problemlosigkeit der Entfernung während des Jahres überrascht. Bisher sind wir hier jeden Tag fast 24 Stunden zusammen und noch gehen wir uns nicht mehr auf den Keks als auch sonst—ob am Telefon oder im wahren Leben. Es bleibt also spannend und spätestens in eine Woche gibt es dann wieder einen Lagebericht von den neuesten Erlebnissen und dem Stand der Dinge für alle die, die schon Wetten abgeschlossen haben.

Mai 22, 2007

California oder mein amerikanischer Mittelmeerurlaub

Von wegen Urlaub: hier schon mein Beitrag. Aber nehmt euch ruhig trotzdem Zeit, den unten anschließenden Post von Matthias zu lesen. Schließlich berichtet er nicht von Sonnenschein, sondern seiner Mitwirkung an einer wichtigen internationalen TV-Produktion!
Seit über einer Woche genieße ich Tourierfahrungen, Aufstehen ohne Tagesplanung und Palmen und Sonnenschein hier in Kalifornien. Es ist wunderschön hier. Alles erinnert mich an Mittelmeerurlaube in nur eben mit amerikanischer Architektur und Stadtplanung. Es gibt Palmen, an jeder Ecke riecht man Blumen und Kräuter und vom Meer kann ich so oder so nie genug bekommen. Ich bin leider immer noch nicht so entspannt wie die meisten Leute hier, die teilweise den ganzen Tag in Strandcafés rumsitzen (ich wohne in Venice Beach!), aber so langsam ist auch meine Grundhaltung auf Urlaub eingestellt. Ich erwische mich ab und zu noch in einer Panikattacke, weil ich denke dass ich irgendwas machen, lesen, schreiben müsste, aber dann atme ich tief durch und sage mir: "Nein, Anja, es ist wirklich alles vorbei..."Ich wohne hier bei meiner Freundin Tessica (Leilas Schwester, die ich ebenfalls noch aus High School-Zeiten in Michigan kenne) und ihrem Freund Randy. Die beiden sind total lieb und versuchen mir so viel wie möglich zu zeigen. Tagsüber müssen sie leider arbeiten, aber ich bin immer alleine los gezogen und habe die letzte Woche damit verbracht Los Angeles zu erkunden. Ganz klassisch von Hollywoodtour der berühmten Häuser, Rodeo Drive-Shopping bis zu Faulenztag mit Strandspaziergang in Venice und Santa Monica. Abends haben Randy und Tess mir dann ihr "soziales" L.A. gezeigt. Wir waren bei Dodgers Baseballspiel, tanzen in Hermosa Beach, Tacos Essen mit Freunden oder kochten gemeinsam "Zigeunerpfanne" von der Randy begeistert war.
Am Wochenende bin ich mit Tessie nach San Francisco gefahren. Sie hat sich extra am Montag frei genommen, so dass wir auf der Route 1 (10 Stunden Fahrt) an der Küste entlang zurück fahren können. San Francisco ist bisher mein Favorit! Es ist kreativ, architektonisch beeindruckend und vielfältig. Jedes Viertel vom italienisch-beeinflussten Northbeach bis zum schwul-lesbischen Castro ist sauber, einzigartig und bietet tausend Entdeckungen. Zusätzlich ist die Natur rund um Frisco einfach atemberaubend. Wir haben wirklich eine Marathon-Touri-Tour gemacht und alles von der Golden Gate Bridge bis zu den Redwoods gesehen.Ich brauche wahrscheinlich noch ein paar Wochen um alle Eindrücke zu verarbeiten. Gerade auch weil ich schon voller Vorfreude auf meine nächsten drei Wochen bin. Morgen Nacht geht es auf nach Argentinien und neben den Panikattacken nichts zu tun zu haben, denke ich manchmal dass das alles nur ein Traum ist. So viel Eindrücke, Erfahrungen und Emotionen kann mein armer Kopf gar nicht begreifen. Und wer mich kennt, der weiß dass ich immer alles begreifen will! Und so kann ich momentan nichts anderes machen als es einfach zu genießen. Tief durchatmen und genießen...

Mal wieder etwas Kultur

Da Anja im Urlaub weilt nutze ich die Gelegenheit, um einmal mehr etwas über den Fußball zu berichten.

Ich erhielt einen Anruf aus Deutschland, aus München, dass ein Kamerateam auf dem Weg nach Argentinien wäre, weil sie eine Reportage über den Superclásico drehen wollten. Die Idee war, dass ein Bayernfan aus Deutschland, mit dem schönen deutschen Namen Wolfgang, das Spiel Boca gegen River besuchen wolle, da er ganz nebenbei auch Vereinsmitglied beim Clúb Atletico Boca Juniors ist.

Für Kabel 1 reichte dieser Anlass und schickte ein ganzes Team für ein Wochenende nach Buenos Aires. Meine Aufgabe sollte darin bestehen, zu helfen. Gut, dachte ich mir, dass würde viel Arbeit werden, aber wenn alles normal verläuft, kann ich ins Stadion gehen und das Sportereignis Nummer 1 in der Welt live miterleben ("50 sporting things you must do before you die" der englischen Zeitung "The Observer":
http://observer.guardian.co.uk/osm/story/0,6903,1182710,00.html) .
Ich sollte also übersetzen, die Leute durch das Stadtviertel La Boca führen und viel arbeiten aber keinerlei Verantwortung tragen. Das kann ich dachte ich mir, also sagte ich zu. Meine Nummer hatten sie sich vom Tageblatt besorgt. Sie kamen also an, drehten in Boca, im Stadion, bei einem Fan der Xeneizes zu Hause und auch ein wenig in der Stadt. Wolfgang hatte auch ein Jahr hier verbracht, besuchte nun Freunde und wollte auch das Spiel des Jahres live zu sehen.

Boca–River ist vergleichbar mit Dortmund-Bayern, spaltet aber eine ganze Nation. Boca- River bedeutet auch Arm gegen Reich. Während die Anhängerschaft von den „Bosteros“, schon der Name „Scheißefresser" sagt eigentlich alles aus, aus ihren Papphüttchen gekrochen kommt, um das Spiel sehen zu können, steigt die Fangemeinde der „Millonarios“ eher aus seinem Minivan und wechselt vorm Stadion noch Schlips gegen Trikot. Da Boca zu Hause spielte stand natürlich auch das Viertel La Boca im Vordergrund der Reportage.

Gedreht wurde, neben den künstlich für Touristen hergerichteten Schauplätzen: Hafen, Gässchen und Tangokneipen, auch im wirklich Teil des Barrios. Kleine Kinder die Fußball spielen- selbstverständlich Barfuß, Schwarzmarkthändler, die Tickets fürs Spiel verkaufen und natürlich seine Straßen, die fast allesamt blau und gelb angemalt sind. Wir wurden mehrfach angesprochen, dass wir doch aufhören sollten zu filmen, man würde uns noch ausrauben, wenn wir so auffällig durch die Gegend laufen würden.

Letztendlich ist nichts passiert, obwohl ein paar Situationen gab, in denen ich mich äußerst unwohl fühlte. Wir hatten immer einen Taxifahrer an unserer Seite, sodass wir jederzeit einsteigen und losfahren konnten. Am Sonntag, stand dann noch das Spiel selber an. Und ich war im Stadion, verließ es aber ein wenig enttäuscht. Große Erwartungen sind schwer zu erfüllen. Das Spiel war schwach. Boca machte nach 2 Miuten das 1:0 und wartete danach sehnsüchtig auf den Ausgleich, den River wenn auch spät, aber eben erzielte. Meine Sicht war gelinde gesagt beschissen, somit ging die einzigartige Atmosphäre an mir vorbei.

Die gesammelte Fußballprominenz: Martin Palermo, Riquelme, und Rodrigo Palacio und der kleine Ever Banega

Eine Woche später spielten Gimnasia und Estudiantes das Stadtderby von La Plata und ich stand das gesamte Spiel über mit Gänsehaut im Stadion. Der kleine Klassiker ist für mich drei Nummer größer, als der so berühmte "Superclásico“. Am Donnerstag den 24. Mai wird der Bericht um 21.00 Uhr auf Kabel 1 ausgestrahlt. Es soll der erste Bericht von „K1 das Magazin“ sein. Vielleicht bin ich hin und wieder auch im Bild zu sehen, natürlich mit einem schönen blau-gelben Bocatrikot.

Mai 07, 2007

Top 20

Neulich habe ich im Internet einen Bericht über die Echoverleihung gefunden. Ich hatte schon lange nichts mehr von Tokio Hotel, Bushido den ganzen anderen gehört. Monrose ist zum Glück völlig an mir vorbeigegangen, und ich denke, dass ich diese Combo nun auch nicht mehr erleben werde. Die Halbwertszeit der Castingbands hat sich auch weiterhin stetig verringert. Dieser Nevio ist doch dieser speckige Typ von DSDS, hat er sich also doch über ein Jahr in den Schlagzeilen oder den Charts gehalten.
Nach diesem Schock habe ich die Deutsche Top 20 gesucht, um zu schauen, ob ich denn überhaupt etwas kenne, was derzeitig gehört wird.

1.Beyonce & Shakira Beautiful Liar
2.DJ Ötzi & Nik P Ein Stern (Der Deinen Namen Trägt)
3.Nelly Furtado Say It Right
4.Timbaland feat. Nelly Furtado Give It To Me
5.Ville Valo & Natalia Avelon Summer Wine
6.Avril Lavigne Girlfriend
7.Mika Grace Kelly
8.Justin Timberlake What Goes Around Comes Around
9.Gwen Stefani The Sweet Escape
10.Basshunter Boten Anna
11.Christina Aguilera Candyman
12.Michael Mind feat. Mannfred Mann Blinded By The Light
13.Robbie Williams She's Madonna
14.Jennifer Lopez Qué Hiciste
15.Tokio Hotel Spring Nicht
16.Die Fantastischen Vier Ernten Was Wir Säen
17.Sasha Lucky Day
18.Fergie feat. Ludacris Glamorous
19.Kaiser Chiefs Ruby
20.Nena, Olli & Remmler Ich Kann Nix Dafür

Nur um mal ein wenig verständlich zu machen, was von den deutschen Charts hier herüberkommt, habe ich alles was ich nicht kenne rot gefärbt. Dieser Olli, ist doch hoffentlich nicht Olli Kahn, obwohl das eine ganz witzige Mischung wäre.

1.Chayanne- Si nos quedara poco tiempo
2. Mana- Manda una señal
3. Alejandro Sanz y Shakira- Te lo agradezco pero no

4. Diego Torres- Hasta cuando
5 .Tete- Solo una ilusión
6. Julieta Venegas- Eres para mi

7. David Bisbal- Amar es lo que quiero
8. Evanescence- Lithium
9. Paulina Rubio- Nada puede cambiarme
10. Babasonicos- Puesto
11. Ricky Martin y Maria del Mar Rodríguez- tu recuerdo

12. Lily Allen- LDN
13. Gustavo Cerati- Adiós
14. Mana y Juan Luís Guerra- Bendita tu luz
15. Los Autenticos Decadentes- Somos

16. Coti- Canción de adiós
17. La Mancha de Rolando- Chino
18. Belinda- Bella traición
19. Estelares- Aire

20. La Oreja de Van Gogh- En mi lado del sofá


Das ist die aktuelle Top 20 aus Argentinien. Ich weiss, dass die deutsche Top 20 nicht wirklich repräsentatitiv ist, genauso wenig ist es die argentinische. Es gibt auch hier viel Mist. Schön ist aber Sanz und Shakira (Schmacht), oder auch Los Autenticos Decadentes (eindeutig ein Boliche(Disco)knaller- beeindruckend wenn das ganze Haus ruft soooomos decadendentes asi sooomos). Julieta Venegas ist eine kleine Mexikanerin, die schon bei den Latin Awards alles gewonnen hat. Also wenn ich lange nichts mehr von mir hören lasse, kann man sich ja in der Zwischenzeit ein wenig Musik anhören.

Mai 02, 2007

El famoso Pincha Alemán

Esteban, ein Freund und Mitglied unseres Stammtisches (Foto folgt), schrieb mir folgende SMS: "Kennst du das Magazin "Animals", das ist eine Zeitschrift von den Estudiantes.

Schau mal auf die Seite 18..."
Gut, ich kannte das Magazin nicht. Fragte überall, wo ich diese Zeitschrift herbekommen könne. Es gibt sie nur im Sitz des Klubs direkt in der Innenstadt zu kaufen. 2 Peso bezahlt, Zeitschrift gekauft und aufgeschlagen. Was sehe ich? Mich! Warum weiss ich nicht. Dort gibt es einen Artikel der "Pasión sin fronteras" heisst, Leidenschaft ohne Grenzen.

Ein paar Urlauber an der Chinesischen Mauer, ein paar Italiener, ein paar Brasilianer. Alle Feiern die Meisterschaft des Pincha. Der Text schreibt dann noch, dass ich halt zum Klassiker gegangen sei und deshalb derart fanatisiert wurde, dass ich einen Blog über oder für die Pincha kreiert hätte. Das Foto haben sie auch aus dem Blog gezogen.

Ich wusste von nichts. Ich denke mal, das Esteban da seine Finger im Spiel hat. Zugegeben hat er es noch nie, doch ich bin mir da ziemlich sicher.

Wenn sich Anja einmal etwas in den Kopf setzt

Und sportlich geht es weiter, denn in meinem Blogeintrag kann ich euch diese Woche stolz berichten, dass ich am vorletzten Wochende meinen ersten Halbmarathon gelaufen bin. Stolze 20 km, stolze 2 Stunden und 44 Minuten und stolze Beinmuskulatur! Bestimmt fragt ihr euch jetzt, warum denn das? Für die, die es nicht wissen: Ich habe meinem Onkel Karli letztes Jahr versprochen, dass ich in diesem Herbst den Berlinmarathon mit ihm laufen werde. Und wer mich kennt, der weiß, dass ich zu meinem Wort stehe! Mein Onkel ist ein erfahrener Marathonläufer und Triatlet und hat mir einen Trainingsplan zugeschickt, so dass ich immer fleißig joggen war. Es trainiert sich natürlich viel besser, wenn man Ziele hat und so habe ich mich mit meiner Freundin Jennifer zusammen für den Halbmarathon in Louisville, Kentucky angemeldet.
Es war eine einmalige Erfahrung und eine ganz andere Art der Stadttour. Wir sind sogar durch das Stadion des weltberühmten Pferderennen, des Kentucky Derbys, gelaufen. Ich war natürlich vorher total nervös, aber Jen hat mir die ganze Strecke gut zugeredet und mich am Ende noch zum sprinten übezeugt. Wer weiß, vielleicht waren es aber auch die guten Omen auf der Strecke, denn gleich am ersten Abend nach der Ankuft haben wir festgestellt, dass Louisvilles Partnerstädte Quito (Heimat von Jens Verlobten Marcello) und La Plata (dreimal dürft ihr raten) sind . Und das mir ein Zuschauer bei der 11 Meile einen Twizzler gegeben hat, hat der Motivation auch nicht geschadet!Vom sportlichen Erfolg abgesehen war das Wochenende in Louisville aber auch ansosten ein voller Erfolg. Die Stadt ist bisher eine der wenigen Beispiele für eine erfolgreiche und schöne downtown und da am Wochenende offiziel das Kentucky Derby (großes Rennen am letzten Wochenende) eröffnet wurde, waren auch Tausende Touristen da. Wir sind am Samstagabend dann erstmal ordentlich feiern gewesen und den Sonntag haben wir für eine kleine Stadttour und einen Bummel über den Kunstmarkt genutzt.Die letzte Woche habe ich es etwas ruhiger angehen lassen, aber die Vorfreude auf das nächste Ziel ist spürbar und die Beine zappeln schon wieder!

La casa del Osito

Seitdem das Semester wieder angefangen hat, ist auch in der Pension wieder mächtig Leben eingekehrt. Meist mehr als mir lieb ist, aber egal...
Von den alten Bekannten sind nur der Flaco, mein Zimmerkollege, Nasa und der Diego übriggeblieben. Der Rest meiner Wohngemeinschaft hat sich entweder eine eigene Wohnung gesucht (Gustavo und Heavy), ist mit seiner Freundin zusammengezogen (Marcello) oder ist zurück nach Hause gekehrt wie der Cefe. Von den Übrigen weiss man eigentlich nicht wo sie abgeblieben sind. Graciela, meine Vermieterin hat sich nun dafür entschieden vorwiegend junge Studenten im Haus aufzunehmen. Sie sprach im Vorfeld mit allen Eltern und war sich sicher in diesem Jahr eine ruhigere Pension haben zu können, da sie dachte, dass sich die jungen Studenten vorwiegend um ihr Studium kümmern würden. Ehrlich gesagt hätte ich von einer erwachsenen Frau etwas mehr Lebenserfahrung erwartete. So ist es nun gekommen, dass ich der Älteste bin. Das ist schon etwas erschreckend für mich, aber gut, damit muss ich klar kommen. Der Grossteil der Jungs ist zwischen 18 und 22 Jahren alt. Die meisten sind das erste mal von zu Hause ausgezogen und wollen natürlich neben dem Studium auch etwas erleben, was ich persönlich sehr gut nachvollziehen kann. Graciela wohl weniger, daher sind Probleme vorprogrammiert.
Darüberhinaus haben wir angefangen mehr oder weniger regelmässig gegen Ale, dem Freund von Sandra, der letzten verbliebenen Deutschen Fussball zu spielen. Da unsere Pension ein ehemaliger Kindergarten ist und den netten Namen "La Casa del Ostito" trug, sind wir also die Ositos. Der Name ist wenig furchteinflössend, eher lächerlich, dennoch haben wir, die "Bärchen" uns Respekt erarbeitet. Gegen die Mannschaft von Ale haben wir in vier Spielen drei Mal gewonnen und nur ein Mal unentschieden gespielt. Also wollten sich auch die restlichen Mitbewohner der Pension mit den 5 Ositos messen. Die Ositos sind noch immer ungeschlagen und gestern Abend mussten die Bärchen den neuen Herausforderern eine derbe Abfuhr erteilen. Seit knapp einer Woche lagen uns die Herausforderer in den Ohren, das wir "Pecho frios", Weicheier, seien. Wir hätten Angst und das ganze typische Gequatsche. Somit will ich einmal die Gelegenheit nutzen und die Legendären Ositos de La Plata vorstellen.


Hinten links angefangen, für alle die es nicht erkenne, das bin ich, ich war am Vortag etwas länger unterwegs gewesen und das sieht man leider auch. Neben mir, der Nasa. Nasa studiert Architektur und ist äusserst fleissig, studiert den ganzen Tag. Abends spielt er noch etwas Gitarre und geht dan schlafen, damit er wieder früh aufstehen kann. Fussballerisch eindeutig ein Typ Gattuso. Rechts daneben die Katze Elias. Er nennt sich selber Gato, weil er sagt, dass er in seinem Heimatstädtchen alle Mädchen gehabt hätte. Er ist unser Torhüter und studiert Recht.
Unten knieend die chilenische Fraktion. Ricardo und Pablo (mein Zimmerkollege) studieren beide Medizin und wollen auch relativ langfristig hier in Argentinien bleiben. Pablo spielt unglaublich gut, wenn er will, ist er das beste Bärchen.


Leider sind die Fotos vom Rest unserer Pension nicht sehr schön geworden.
Das sind unsere Hausinternen und hoffnungslos überforderten Gegner. Wie man leicht an der fehlenden Seriösität erkennen haben sie nicht verstanden, worum es ging. Nach dem Spiel waren sie alle ganz ruhig. Links angefangen, steht der Matias aus Cordoba. Er studiert Geschichte und ist mit Abstand das hellste Köpfchen von allen (neben mir natürlich). Er bildet sich auch ein, das sich Anja in ihn verlieben wird und hat auch schon mit ihr am Telefon gesprochen und dabei versucht ihr eine deutsche Nachricht zukommen zu lassen. Flaco, der Torhüter, hat seinem Spitznamen "El Pato Leunda", die Ente Leunda (In Anlehnung an die legendären Enten Fillol, Weltmeister 78, oder auch Abondanzieri) alle Ehre gemacht und war der beste Mann auf gegners Seite. Stehend und verdeckt, David Riegler. Er kommt mit mir zurück nach Deutschland, sagt er. Er sei ja auch Deutscher, der Name Riegler sage es ja schon. Er fragt mich ständig, ob ich wisse, wie man die Deutsche Staatbürgerschaft erhalten würde. Er studiert auch Jura und ist der grösste Quatschkopp von allen. Ganz Rechts Fede. Er studiert Design und malt, oder besser gesagt zeichnet auch relativ viel und gut.

Der kleine Seba ist zu spät gekommen und deshalb nur auf dem zweiten Foto, was leider auch nicht gut geworden ist. Seba studiert Journalismus und ist auch ziemlich clever, darüberhinaus hat er Vernunft. David und Seba kommen aus dem gleichen Städtchen und sind beide überzeugte Gallinas (River- Anhänger). Leider kann man nur mit Seba über dieses Thema reden, da David meist nur seine Meinung gelten lässt. Das Spiel wurde auf Kleinfeld und Kunstrasen ausgetragen und ging 21:14 für die Ositos aus. Man sucht noch Mannschaften die bezwungen werden wollen....

April 26, 2007

Für alle Fashionistas

Vielleicht erinnert sich der oder die eine oder andere von euch noch an einen gewissen Artikel über amerikanische Mode Faux-Pas (Oktober). Wenn ihr den Eintrag wie meine bessere Häfte zum Gähnen fandet, könnt ihr euch ab jetzt wieder anderen spannenden Themen widmen. Glücklicherweise bin ich mit meiner zum Teil etwas zynischen Einstellung zum Durschnitts-Sorrority-Girl-Modegeschmack aber hier nicht allein. Terri Rosenbaum ist Kolumnistin für die Campuszeitung und Sue (eine andere deutsche Austauschstudentin) und ich sind beide so begeistert von ihren Artikeln, dass wir ihr einen Leserbrief geschickt haben und der in der heutigen Ausgabe veröffentlich wird. Hier der Link: http://www.idsnews.com/news/story.aspx?id=42844

April 22, 2007

Die Sonne scheint immer auf die Little 5

Als ich beim letzten Canvas Treffen ganz nervös gefragt habe, was ich denn zur Premierenparty anziehen sollte, weil wir alles für draußen geplant hatten und seit circa zwei Wochen hier bescheidenes Aprilwetter (Regen, immer unter 10 Grad) war, meinte unser Direktor nur zur mir: "The Sun always shines on Little 5" und tatsächlich, schöner hätte das Wochenende nicht sein können. Nicht nur, dass der Wettergott, der seine Sportaffinität schon zur Fußballweltmeisterschaft im letzten Sommer bewiesen hat, Bloomington mit über 20 Grad und durchgängigen Sonnenschein verwöhnt hat, auch die Veranstaltungen an sich waren von Erfolg gekrönt. Außerdem konnte ich am Freitag mein neues 50-Jahre-Stil Cocktailkleid tragen...

Wir hatten über hundert Leute auf der Premierenparty. Die Jazzband war fantastisch und gegen 5 Uhr der Großteil angeheitert. Die Ausgabe, die wir alle an diesem Nachmittag zum ersten Mal in materialisierter Form in den Händen hielten, ist ebenfalls ein voller Erfolg. Ich könnte kaum stolzer sein. Gekrönt wurde das Ganze noch mit dem Besuch des Studenten, der Canvas vor 10 Jahren gegründet hat und überraschend vorbei gekommen ist.

Am Samstag war ich dann auf meinem ersten Fahrradrennen und obwohl ich weder sport-und schon gar nicht fahrradbegeistert bin, war es eine spannendes Erlebnis. Tausende Leute waren im Stadion, mehr als bei Basketball- oder Footballspielen. Das Video der letzten von 500 Runden vermittelt hoffentlich einen Eindruck der Begeisterung. Schon verrückt, dass sich die Leute für 500 Runden im Kreis fahren erwärmen, aber dadurch dass die Teams in Staffeln fahren, lassen die Wechsel, Stürze und taktischen Entscheidungen 2,5 Stunden nicht so lang erscheinen.



Jens Jungesellinnenparty war ebenfalls sehr nett. Der offizielle Teil fand bei ihr zu hause statt, inklusive Spiele, Essen, Vorglühen und Geschenke. Am Abend sind wir dann in die Innenstadt gegangen und haben uns unter das Partyvolk gemischt. Nicht gerade mein Ding, die noch mehr als sonst betrunkenen, kurz berockten, schreienenden Undergrad-Mädels, aber Hauptsache Jen hatte Spaß! Und ich hoffe, dass die Drinks, die ich ihr an der Bar gekauft habt, dabei geholfen haben...

April 20, 2007

Überwältigt

Dieser Eintrag ist für alle die, die sich schon gefragt haben, warum ich schon so lange nicht mehr ausfühlich berichtet habe, was hier so passiert. Ich werde jetzt nicht nur schreiben, dass ich einfach viel zu tun habe, sondern dass ich momentan wohl auch gar nicht sortieren kann, was um mich herum geschieht. Überwältigt, simply overwhelmed, scheint das Wort zu sein, das meine Situation am besten beschreibt.

Vor zwei Wochen war ich in Chicago und eigentlich ist seit dem Endzeitstimmung eingebrochen. Ich hatte meine letzte Woche bei meinem Praktikum bei Hirons, weil ich meinen Chef um die letzten zwei Wochen im Semester gebeten hatte, um mich komplett auf die Uni und auf mein Privatleben konzentrieren zu können. Ich schreibe also momentan volkommen konzentriert an 2 Papers für meine Kurse und habe am Montag in 2 Wochen mein Final in meinem Architekturkurs. In meinem zusätzlichen Independent Studies Kurs mit Prof. Polsgrove in Vorbereitung meiner Magisterarbeit läuft es auch ganz gut. Ich hatte zwischendurch mal die Sorge, dass ich mit dem Thema nicht vorwärts komme, aber nun hat sie mich sogar gebeten anstelle einer normalen 30-Seiten Hausarbeit einen Entwurf für einen Artikel zu schreiben, den ich dann bei einer akademischen Publikation zur Veröffentlichung einreichen werde und die Daumen drücke, dass sie vielleicht interessiert sind. Aber mal abgesehen von meiner erfüllten Zeit in der Bibliothek, kann ich mich auch ansonsten nicht beklagen. Ich verbringe so viel wie möglich Zeit mit meinen Freunden, da uns allen bewusst ist, dass wir dafür nicht mehr viel Zeit haben und ich nicht die Einzige bin für die im Mai ein sogenannter "Lebensabschnitt" zu Ende geht. Und wenn ich momentan in meinen Kalender schaue, ist aufgrund ausgefüllter Tagesplanung in den nächsten zwei Wochen schneller Mai als mir lieb ist.

Dieses Wochenende ist der große Auftakt. Morgen hat Canvas, das Magazin bei dem ich mitarbeite, große Premiere und zehn-jähriges Jubiläum. Darauf haben wir jetzt fast ein Jahr hingearbeitet und natürlich sind die letzten Minuten vor dem großen Ereignis nochmal voll von Panik, letztem Schliff und Aufregung. Danach veranstaltet das International Center eine kleine Semesterabschlussparty für alle freiwiligen Helfer und da ich dann wahrscheinlich schon in Feierlaune bin, gehts gleich weiter. Im Anschluss daran gehts dann zur Freitagstradition in die all-freitagliche Ausstellungseröffnung in den Fine Arts und danach auf ein Gläschen Wein in die Stadt.

Eben diese wird aber diese Wochenende aus allen Nähten platzen, da es das Wochenende der Little 500 ist. Dieses traditionelle Fahrradrennen (am Freitag die Frauen, am Samstag die Männer) ist das wichtigste Ereignis mit langer Geschichte hier in Bloomington. Gäste aus ganz Indiana, Familienmitglieder und Partyfreunde bevölkern also von morgen an die Straßen der idyllischen Kleinstadt. Ich werde am Samstag zum Rennen der Männer gehen. Wer mich kennt, weiß dass ich nicht gerade für Sportereignisse brenne, aber ich denke mal das kann ich mir nicht entgehen lassen. Für alle, die es interessiert: der Film "Breaking Away" wurde hier über dieses Ereignis und dessen Bedeutung gedreht und hat Kultstatus. Am Samstagnachmittag nach dem Rennen werde ich dann auf dem Weg zur Junggesellinenfeier meiner Freundin Jennifer (siehe Chicago Post) sein. Für den öffentlichen Teil gibts Wein und Tee mit den Frauen der Familie, aber am Abend sind wir dann auf uns gestellt und werden uns unter das Little 5 Partyvolk mischen.

Am Sonntag siehts dann ein bisschen ruhiger aus, aber geplant ist auf jeden Fall ins tibetanische Kulturzentrum für das rituelle Singen zu gehen und anschließend dort zu essen. Am nächsten Wochenende geht es dann für einen Kurzausflug nach Louisville, Kentucky, und das folgende Wochenende ist vollgepackt mit Semesterabschlussveranstaltungen. Graduation und ein von mir organisierter Brunch stehen auf dem Plan. In den Wochen zwischendrin werde ich also nur noch meine Papers fertig stellen und lernen, meine Sachen zusammen packen, dann irgendwann die Wohnung ausräumen und mich um alles mögliche Organisatorische kümmern, und meine letzten Tage hier in vollen Zügen genießen. Um mein Gefühl der Überwältigung vielleicht noch besser zu erklären, wird all das auch noch von der Vorfreude auf meine Familie, Matthias, meine Freunde und Berlin überschattet und ist in die Aufregung für meine Reise nach Kalifornien und Argentinien im Mai gewickelt. Ich gelobe aber Besserung und versuche in Zukunft zumindest visuell meine Ereignisse mit euch zu teilen. Ich hoffe ihr seid so aufgeregt und erwartungsvoll wie ich!

April 04, 2007

Und mal wieder Chicago

Was kann man schon sagen, wenn man zu einem Chicago-Wochenende im Appartment im 28. Stock mit Skyline-Ausblick eingeladen wird...jajaja, egal wieviel Arbeit liegen bleibt, weil die letzten 5 Uniwochen anstehen. Und so haben meine Freundin Jen und ich ein wundervolles Wochenende in meiner MOMENTANEN Lieblingsstadt verbracht ohne dass ich auch nur einmal ein Buch angefasst hätte. Die tickende Uhr der letzten Tage führt zum Glück nicht nur dazu, dass ich mehr Unikrams machen muss, sondern dass ich auch jede Möglichkeit für Zeit mit Freunden und Freuden ausnutze.

Wir (Jen links, Anja rechts) haben 6 Stunden im Chicago Art Institute verbracht , waren Tapas essen, am Sonntag ausführlich brunchen, shoppen und natürlich tanzen. Ich dachte mir ich stelle einfach mal ein paar Fotos zusammen um euch einen Eindruck zu vermitteln. Auf dem ersten seht ihr T.J.s Appartment mit Ausblick, auf der rechten Seite unseres Blogs habe ich auch mal eine Linkliste zusammengestellt. So könnt ihr euch zum Beispiel mal den Club Berlin anschauen, den es schon seit 1983 gibt und der dafür bekannt ist ein sehr gemischtes Publikum (will heißen "gay") anzieht. Dort waren wir am Samstag mit meiner Freundin Leila und ihrem Freund Justin tanzen. Endlich mal wieder bis 4 Uhr morgens unterwegs sein, ohne das um 3.00 Uhr die Lichter angeschaltet werden!

März 25, 2007

Politik auf argentinisch

Die Uni hat in La Plata wieder begonnen und mit den ganzen Studenten hat auch die Politik wieder Einzug in den Regierungssitz der Provinz Buenos Aires gehalten. Nach der Sommerpause haben die politischen Geschehnisse sogar allerhand Fahrt aufgenommen. Leider wird in Deutschland nicht allzu viel davon berichtet, deshalb werde ich einmal versuchen "kurz" wiederzugeben, was hier derzeit die Leute beschäftigt.

An diesem Wochenende fand in La Plata ein Marsch anlässlich des 31. Jahrestages des Militärputsches von 1976 statt. Dieser Feiertag wurde in dieem Jahr zum ersten Mal durchgeführt und soll den Opfern der Diktatur gedenken. Auch der immer noch nicht aufgeklärte Fall des Bauarbeiters Jorge Lopéz spielte dabei eine wichtige Rolle. Obwohl sich inzwischen jeder bewuβt ist, dass der Kronzeuge gegen den Polizisten Etchecolatz schon lange verstorben sein wird, fordern die Leute die Regierung um Präsidenten Kirchner auf, endlich für die Aufklärung des Falles zu sorgen. Lopéz ist nun schon seit 6 Monaten verschwunden.
Ein weiteres politisches Highlight fand vergangene Woche in Buenos Aires statt. Der amerikanische Präsident George W. Bush besuchte während seiner Lateinamerika-Tour seine befreundeten Amtskollegen. Argentinien stand ebensowenig auf der Besuchsliste wie Venezuela. Der venezolaner Chavéz startete daraufhin zeitgleich seine ganz persönliche Latino-Tour. Er besuchte ebenfalls seine Freunde und versuchte sich immer möglichst nahe an den Orten aufzuhalten, an denen der Amerikaner weilte. Bush besuchte also unter anderem auch den argentinischen Nachbarn Uruguay in dessen Hauptstadt Montevideo. Buenos Aires liegt am Südufer des Río de la Plata und Montevideo genau gegenüber am Nordufer. Auf Einladung Kirchners reiste Chavéz nach Argentinien, um seinem Lieblingsfeind möglichst nahe sein zu können.

In einer zweistündigen Rede verwies der selbsternannte Ché Guevara-Nachfolger auf seine ehrgeizigen politischen Ziele und sparte dabei nicht mit Selbstlob und hämischen Spott für den Amerikaner. Diesen bezeichnete er als Männchen, dessen politischer Leichnam sich ohnehin schon bald zu Staub auflösen würde.
Abschließend an seine Reise durch Lateinamerika feierte sich Chávez als eindeutiger Toursieger, weil er ja im Gegensatz zu seinem Kollegen nicht mit Massenprotesten, sondern mit Beifallstürmen empfangen worden sei (womit er allerdings auch Recht hat).

Obwohl Kirchner bei dieser Rede in einem Fußballstadion nicht anwesend war, verlor er doch seinen neutralen Status in der diplomatischen Auseinandersetzung zwischen Venezuela und den Vereinigten Staaten. Ob das gut oder schlecht für Argentinien ist, kann ich leider nicht wirklich beurteilen. Mit Chavéz einigte er sich auf jeden Fall auf eine engere Zusammenarbeit. Das wohl interessanteste Projekt ist eine geplante Pipeline von Venezuela über Brasilien nach Argentinien. Dort soll dann das Erdgas veredelt werden und die Ost-Latino-Achse unabhängiger und vor allem auch wirtschaftlich leistungsfähiger machen.
Ein ganz anderes aber nicht minder interessantes Polittheater findet ebenfalls zur Zeit in Buenos Aires statt. Es stehen nämlich Wahlen an. Der Posten des Gouverneurs von Buenos Aires wird neu vergeben und so entbrennt momentan das politische Spektakel.
Der Präsident des Fußballvereines Clúb Atletico Boca Juniors, Mauricio Macri, hat ebenfalls seine Kandidatur bekannt gegeben. Macri, nennt sich selbst rechtsliberal, ist zufällig einer der reichsten Menschen in seinem Land. Hauptberuflich ist er der Chef der Macri-Gruppe. So gehören ihm Autobahnen, Autofabriken und etliche andere mehr oder weniger große Firmen, von den allein die "Sideco" mehr als 200 Millionen Euro pro Jahr einbringt. Macri ist sehr ehrgeizig und möchte in nicht all zu ferner Zukunft auch Präsident sein. Seine Familie profitierte vor allem vom so genannten Neo-Liberalismus in Argentinien während der 90 Jahre. Der damalige Präsident Menem koppelte unter anderem den Peso an den Dollar. Somit bescherte er seinem Land einen unerwarteten Aufschwung und Reichtum. Da die Wirtschaft diese Koppelung aber nur künstlich, und zwar mit nicht gerade wenigen Schulden im Ausland aufrechterhalten konnte, platzte eine riesiege Seifenblase im Jahr 2001, als sich der Peso von ganz allein wieder auf seinen eigentlichen Wert korrigierte. Die Unterschicht verlor während dieser verheerenden Krise ihr ganzes Hab und Gut- die Mittel- und Oberschicht überstand diesen Crash relativ unbeschadet und die ganz Großen hatten schon im Vorfeld genug von dem Reichtum auf die sichere Seite gebracht und intelligent investiert. Macri besitzt zum Beispiel auch Firmen in China.
Bei der Inflation verlor der Peso fast seinen dreifachen Wert. Der Fußballverein Boca Juniors befand sich ohnehin schon in einer armen Gegend von Buenos Aires. Doch nach der Krise verreckten die Menschen förmlich auf der Straße.
Der gute Herr Macri möchte nun Gouverneur werden und startet seinen Wahlkampf stilsicher auf einer Müllkippe in Villa Lugano, einem der allerärmsten Viertel der Hauptstadt. Im Arm ein kleines Mädchen mit verrotzter Nase haltend sagt er, dass er hier sei um den Leuten zu zeigen, dass es in Buenos Aires nicht überall aussehe wie in den Nobelstraßen Callao und Alvear. Die Müllkippe ist das Zuhause des kleinen Mädchen mit dem T-Shirt I love Argentinien.
Darüberhinaus, darf man nicht vergessen, dass er ja nebenbei noch zufällig den größten Fußballverein in ganz Südamerika leitet. Ein Fußballverein wird in Argentinien zum Einen von der Geschäftsführung geleitet, zum Anderen aber auch von den Barra Bravas. Diese Hooligans organisieren den ganzen nicht wirtschaftlichen Teil des Vereines. Auswärtsfahrten, Mitgliederakquise, und alles was noch anfällt und eben auch erledigt werden muss.
(Ein kleines Filmchen über die "Arbeit" von Rafa Di Zeo. Boca spielt gegen River im Monumental, dem Stadion von River, leider nur in Spanisch.)

Die Chefs der Barras sind somit fast ebendso mächtig wie der Präsident selbst, da die Massen ihm Folgen. Und: ohne die Barras kann sich kein Präsident an der Spitze eines Vereines halten. Also gibt es immer wieder kleine Geschäfte zwischen "oben" und "unten". Der Präsident von Gimnasia de La Plata hat zum Beispiel einmal seinen Barras eine kleine Bäckerei gekauft, samt Maschinen und Immobilie. Warum weiß keiner, aber denken können sich es alle. Bei River durften sich die Barras sogar ihre WM-Tickets direkt aus der Geschäftsstelle abholen. In ganz Europa arbeitete die Polizei mit den Vereinen zusammen, um die Ausreise der Hooligans zu verhindern- hier hingegen wurde wahrscheinlich noch ein kleines Schleifchen um die Eintrittskarten gebunden. Der Chef der Barras von Boca, der "12", heisst Rafa Di Zeo und ist ein heimlicher Star, gibt Interviews und wird von Paparazzi verfolgt.

Nur leider sucht gerade Interpol nach dem guten Rafa, unter anderem wegen schwerer Körperverlezung und auch wegen eines Todesfalles eines Barras von River. Macri ließ verlauten, dass Di Zeo unter diesen Umständen kein Mitgleid mehr seines Vereines sein könne. Doch noch am gleichen Tag machte der schmale Her mit dem spitzen Schnurbart eine ganze Rolle rückwärts und sagte, dass er wohl doch "Socio" bleiben würde.
Da fragt man sich zurecht, was oder vor allem wer ihn denn innerhalb so kurzer Zeit zum Umdenken gebracht hat. Auch die politische Opposition stellt die Machenschaften des Spitzenkandidaten der Partei "PRO" stark in Frage. Ungeachtet aller Spekulationen ist Macri weiterhin Favorit auf den Posten.
Ironischerweise ist der derzeitige Bildungsminister Daniel Filmus der wohl größte Konkurrent des Wirtschaftsgiganten. Bunter kann Politik nicht sein. Macri ist clever und hat schon vorgesorgt- mit einem Geschenk. Er kaufte mal eben einen der besten Fußballer der Welt ein, damit dieser für ganze vier Monate in seinemVerein spielen kann. Mit Juan Román Riquelme kaufte er DAS Idol ein. Für die Fans von Boca ist "Romi" einer von ihnen- von ganz unten gekommen und nun ein Superstar. Ein geschickter Schachzug, wenn man bedenkt, dass ungefähr ein Drittel aller Argentinier Anhänger von Boca sind. Die Frage, ob die Mischung aus Korruption, Fußball und Effekthascherei den etwas blassen Filmus besiegen, der für Werte wie Kultur, Bildung und Moral steht. Wie schon gesagt besser kann ein Wahlkampf eigentlich nicht sein, Spannung ist garantiert.