Mai 22, 2007

Mal wieder etwas Kultur

Da Anja im Urlaub weilt nutze ich die Gelegenheit, um einmal mehr etwas über den Fußball zu berichten.

Ich erhielt einen Anruf aus Deutschland, aus München, dass ein Kamerateam auf dem Weg nach Argentinien wäre, weil sie eine Reportage über den Superclásico drehen wollten. Die Idee war, dass ein Bayernfan aus Deutschland, mit dem schönen deutschen Namen Wolfgang, das Spiel Boca gegen River besuchen wolle, da er ganz nebenbei auch Vereinsmitglied beim Clúb Atletico Boca Juniors ist.

Für Kabel 1 reichte dieser Anlass und schickte ein ganzes Team für ein Wochenende nach Buenos Aires. Meine Aufgabe sollte darin bestehen, zu helfen. Gut, dachte ich mir, dass würde viel Arbeit werden, aber wenn alles normal verläuft, kann ich ins Stadion gehen und das Sportereignis Nummer 1 in der Welt live miterleben ("50 sporting things you must do before you die" der englischen Zeitung "The Observer":
http://observer.guardian.co.uk/osm/story/0,6903,1182710,00.html) .
Ich sollte also übersetzen, die Leute durch das Stadtviertel La Boca führen und viel arbeiten aber keinerlei Verantwortung tragen. Das kann ich dachte ich mir, also sagte ich zu. Meine Nummer hatten sie sich vom Tageblatt besorgt. Sie kamen also an, drehten in Boca, im Stadion, bei einem Fan der Xeneizes zu Hause und auch ein wenig in der Stadt. Wolfgang hatte auch ein Jahr hier verbracht, besuchte nun Freunde und wollte auch das Spiel des Jahres live zu sehen.

Boca–River ist vergleichbar mit Dortmund-Bayern, spaltet aber eine ganze Nation. Boca- River bedeutet auch Arm gegen Reich. Während die Anhängerschaft von den „Bosteros“, schon der Name „Scheißefresser" sagt eigentlich alles aus, aus ihren Papphüttchen gekrochen kommt, um das Spiel sehen zu können, steigt die Fangemeinde der „Millonarios“ eher aus seinem Minivan und wechselt vorm Stadion noch Schlips gegen Trikot. Da Boca zu Hause spielte stand natürlich auch das Viertel La Boca im Vordergrund der Reportage.

Gedreht wurde, neben den künstlich für Touristen hergerichteten Schauplätzen: Hafen, Gässchen und Tangokneipen, auch im wirklich Teil des Barrios. Kleine Kinder die Fußball spielen- selbstverständlich Barfuß, Schwarzmarkthändler, die Tickets fürs Spiel verkaufen und natürlich seine Straßen, die fast allesamt blau und gelb angemalt sind. Wir wurden mehrfach angesprochen, dass wir doch aufhören sollten zu filmen, man würde uns noch ausrauben, wenn wir so auffällig durch die Gegend laufen würden.

Letztendlich ist nichts passiert, obwohl ein paar Situationen gab, in denen ich mich äußerst unwohl fühlte. Wir hatten immer einen Taxifahrer an unserer Seite, sodass wir jederzeit einsteigen und losfahren konnten. Am Sonntag, stand dann noch das Spiel selber an. Und ich war im Stadion, verließ es aber ein wenig enttäuscht. Große Erwartungen sind schwer zu erfüllen. Das Spiel war schwach. Boca machte nach 2 Miuten das 1:0 und wartete danach sehnsüchtig auf den Ausgleich, den River wenn auch spät, aber eben erzielte. Meine Sicht war gelinde gesagt beschissen, somit ging die einzigartige Atmosphäre an mir vorbei.

Die gesammelte Fußballprominenz: Martin Palermo, Riquelme, und Rodrigo Palacio und der kleine Ever Banega

Eine Woche später spielten Gimnasia und Estudiantes das Stadtderby von La Plata und ich stand das gesamte Spiel über mit Gänsehaut im Stadion. Der kleine Klassiker ist für mich drei Nummer größer, als der so berühmte "Superclásico“. Am Donnerstag den 24. Mai wird der Bericht um 21.00 Uhr auf Kabel 1 ausgestrahlt. Es soll der erste Bericht von „K1 das Magazin“ sein. Vielleicht bin ich hin und wieder auch im Bild zu sehen, natürlich mit einem schönen blau-gelben Bocatrikot.

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