August 31, 2006

Eine weitere Woche (wie das wohl auf spanisch heisst?)

Eine weitere Woche ist vergangen und ich kann sagen, dass ich mich inzwischen schon ganz gut eingelebt habe. Die Uni hat auch schon angefangen. Ich habe insgesamt drei Faecher: Soziologie der Erziehung, Física Aplicada (ist ein Misch aus Biomechanik, Trainingswissenschaft und Praktischer Feldforschung) und Teoria de la Educación Física 4. Diese Faecher beinhalten jeweils Vorlesungen und Seminare. Es faellt mir noch sehr schwer dem Stoff zu folgen, manchmal kommt mir alles ein wenig Spanisch vor (mindestens einmal musste der ja kommen...).
Am Wochenende bin ich dann auch das erste Mal richtig weg gewesen. Graciela, meine Vermieterin hatte uns Jungs gefragt, ob wir nicht zu einem Konzert gehen wollten, bei welchem sie auch auftreten wuerde. Der Diego und ich haben zugesagt und sind hingegangen. Dort sind dann zunaechst 7 Solisten aufgetreten und haben zeitgenoessische argentinische Popmusik zum Besten gegeben. Abschliessend hat noch der Chor, der aus 30 Leuten bestand gesungen und ebenfalls Gauchofolklore vorgetragen. Es war wirklich sehr beeindruckend gewesen. Man muss ueberhaupt sagen, dass Musik hier einen weitaus hoeheren Stellenwert besitzt als bei uns in Deutschland. Allein in meiner Pension spielen 3 Mann richtig gut Gitarre. Es ist dann so ueblich, dass alle zusammen sitzen und ein paar Lieder singen. Fuer mich ist es aber nicht einfach die verschieden Unterarten der Folklore auseinander zu halten. Da gibt es natuerlich den Tango, der aber eigentlich nicht so richtig zur Folklore gehoert. Dann gibt es noch Chakakera, Chandome und Yamamé.
Auf dem ersten Foto ist uebrigens der Diego zu sehen. Er ist, wie man gut erkennen kann, nicht klein und dick, sondern eher gross und schlank. Er studiert hier in La Plata Schauspiel. Auf dem zweiten Foto ist der heilige Martin zu sehen. Diese Statue steht natuerlich auf dem Plaza de San Martín, einer der schoensten Plaetze hier. Wenn die Sonne scheint, sitzen dort ueberall Studenten herum, die wie in Deutschland auch, scheinbar niemals was zu tun haben. Die anderen beiden Fotos sind aus meiner Fakultaet. Wie schon erwaehnt, ist alles mit Plakaten vollgehaengt. Politisch ist im Moment natuerlich die Gesundheit von Fidel ein wichtiges Thema. Darueberhinaus will Argentinien in Zukunft auch Atomenergie haben und natuerlich ist immer was zum Thema Israel und USA zu lesen. Insgesamt ist die Stimmung gegen beide sehr feindselig. Was man ja zumindestens bei den USA sich ja schon im Vorfeld hatte denken koennen.
Dann gibt es noch was aus dem Sport zu berichten. Am Wochenende hat Boca gegen den Lokalrivalen San Lorenzo sensationell mit 7:1 gewonnen. Bei Boca ist es so wie bei den Bayern auch: entweder man liebt sie oder man hasst sie. Mein Cumpañero Flaco kommt aus Avellanade, dort spielt Racing, eine weitere MAnnschaft der 5 Grandes in Argentinien (noch River, Indepediente und eben auch San Lorenzo). Flaco hat sich so ueber das Spiel gefreut, dass ich ihm auch gleich am naechsten Tag ein Poster von Martin Palermo, dem dreifachen Torschuetzen gekauft habe. Er hat damit gedroht das Bild zu verbrennen, wenn ich es wagen sollte es im Zimmer aufzuhaengen....

August 25, 2006

Mein neues Zuhause (Was das wohl auf chinesisch heißt?)



Das Haus, in dem ich jetzt wohne, ist ein bisschen außerhalb gelegen (Kreuz auf der Karte), gehört aber zu einem schönen Appartmentkomplex. Die beiden haben alle möglichen Einrichtungsgegenstände inklusive Waschmaschine, Trockner und sogar ein Auto, so dass ich mich nur um meinen Kram kümmern musste. Ich zahle inclusive Nebenkosten auch nicht mal 400 Dollar, was ziemlich gut ist, für die Größe des Hauses. Wie schon gesagt, haben meine beiden Mitbewohner auch fast alle Einrichtungsgegenstände mitgebracht. Witzig ist nur, dass wir kein Besteck haben, da sogar Eis und Kuchen mit Stäbchen gegessen werden!


Momentan verbringe ich leider noch ziemlich viel Zeit mit Organisationskram (Konto, ID, Bibliothek, Versicherung, Stipendium, Steuern…). Die ganze letzte Woche hatten wir International Orientation mit vielen Infoveranstaltungen und kostenlosem Essen. Nächste Woche geht es dann an den Departments weiter mit solchen spannende Dingen Bibliotheksführung und Stundenplan basteln. Ich hoffe auf jeden Fall, dass ich so langsam alles auf die Reihe kriege und anfangen kann Bloomington und sein riesiges kulturelles Angebot zu erkunden. Der Campus ist wirklich schön und langsam beginne ich auch zu verstehen für was man hier so viel bezahlt. Es gibt echt kein Problem, was hier nicht gelöst wird, zwar meist per Email, aber garantiert immer mit einem Lächeln. Das lässt hoffen, dass ich hier viel Positives erleben kann. Ich hoffe also, dass ihr schon gespannt auf meinen nächsten Bericht wartet und mir bis dahin meine Heimat Halle und meine Wahlheimat Berlin grüsst. Nächste Woche geht die Uni los, mal sehen wie das so wird.


Angekommen in Bloomington



Jaja, ich weiß...ich hab schon ne Weile nichts von mir hören lassen, dafür stelle ich jetzt aber gleich zwei Posts ein. Habe jetzt endlich Internet zu hause!
Also, los gehts:
Und wieder bin ich in den USA in einem Ort, der sich B-Town abkürzt -- bin gespannt wie viele es davon wohl noch gibt -- aber auch wie in Beaverton bin ich wieder in einem kleinen amerikanischen Städtchen gelandet. Bloomington, Indiana, hat zwar ca. 60000 Einwohner und 40000 Studenten, das Leben hier dreht sich aber um den Campus, der das Zentrum der Stadt bildet (siehe roter Bereich auf der Karte).
Unterhalb davon befindet sich der downtown Bereich mit den Geschäften und Restaurants. Von einer Seite des Campus zur anderen braucht man selbst in der Diagonalen nicht mehr als eine halbe Stunde zu Fuss. Für uns Berliner erschloss sich also sehr schnell, was wesentlich ist.

Mit "uns Berliner" meine ich mich und die anderen vier FUler, die mit mir hier sind (Andreas, Lisa, Sonja und Vera, Foto kommt bald). Es ist echt ziemlich angenehm hier am Anfang nicht ganz alleine zu sein. Jeder kämpft zwar trotzdem für sich allein, aber am Abend kann man dann wenigstens in der Gruppe bei Bier und Wein darüber redden. Trotz aller Überschaubarkeit und Gesellschaft waren die ersten paar Tage aber sehr anstrengend. Irgendwie hat nichts geklappt. Meine Visakarte ging nicht, das Telefonieren mit meinem Handy ist sehr teuer, ich hab den Schlüssel zu meinem Koffer verloren, ich durfte nur 2 Tage in der temporären Unterkunft bleiben und sollte am Samstag umziehen, um dann zu erfahren, dass ich bis Mittwoch warten muss, eine Matratze hier kostet ca. 300 Dollar und dann hatte ich ein Bett, aber niemander der es transportiert…und so weiter. Doch dank der sehr hilfsbereiten Leute hier haben sich dann doch die meisten Problemchen lösen lassen und jetzt sitze ich in meinem Zimmer auf meinem Bett (!) und schreibe euch. Am schlimmsten war, dass man hier so auf die Hilfe von anderen angewiesen ist und wenn die dann eben keine Lust und Zeit haben, steht man da. Das war für mich bisher das Schwierigste, denn in Berlin war ich die letzten drei Jahre unabhängig.

Doch wie gesagt, die Amerikaner sind total nett. Wenn man irgendwo rumsteht, kommt gleich jemand um den Weg zu erklären. Unter anderem haben mir auch meine beiden neuen Mitbewohner zum Beispiel sehr geholfen. Sie sind ein chinesisches Pärchen aus Shanghai und studieren aber schon seit vier Jahren hier am Biologiefachbereich. Zheng ist schon fertig und sucht gerade noch nach einem Job, das heißt wahrscheinlich dass er bald hier wegzieht, und dass ich dann hier mit Ke alleine wohnen werde - Frauenpower!

August 22, 2006

Eine Woche geschafft

Also, wie ich schon erwaehnt habe, wohne ich ich in einer kleinen Pension mit nun insgesamt 10 anderen Jungs zusammen. Vier von ihnen kommen aus Patagonien und studieren hier in La Plata. Einer, der Diego, kommt aus Corrientes, das ist weiter im Norden und studiert Schauspiel. Dann gibt es nur noch ein paar Platenser und meinen Compañero (Zimmerkollegen), den Facundo (oder auch Flaco), der ein echter Gaucho ist. Er kommt naemlich aus der Pamparegion um Buenos Aires, genauer gesagt aus Avellaneda.
Gestern, am Montag, haben wir hier in Argentinien den Tod vom heiligen Martin gefeiert. Der San Martín war ein General, der von Argentinien aus, die Spanier geschlagen hat, diese dann auch noch aus Santiago de Chile und Lima vertrieben hat, und dabei aber niemals Praesident geworden ist. Klingt nach einem feinen Kerl. Er ist uebrigens auch auf der 5 Pesobanknote abgebildet.
Ich habe den Tod vom Martín in echt argentinischer Tradition auf dem Fussballfeld gefeiert. Mit Andrés, dem Costa Ricaner, seinem Bruder Javier und ein paar seiner Freunde, haben wir den ersten Spieltag einer Hobbyliga absolviert. Auf einem riesigen Fussballfeld gab es dann sechs kleinere, auf denen dann neun gegen neun gespielt wurde. Im Hintergrund weideten Schafe, Kuehe und Pferde...
Na ja jedenfalls haben wir 3:1 verloren. Wir hatten eigentlich ein gutes Spiel gemacht. Bis Andrés kurz vor dem Ende der ersten Halbzeit ein Kopfballduell in ungefaehr 5 1/2 Metern Hoehe fuer sich entscheiden konnte. Er gewann zwar das Duell, verlor aber die Kontrolle und fiel so den ganzen weiten Weg, wieder auf die Erde zurueck. Dabei hat er sich uebel weh getan, sich ein wenig das Gesicht verbeult und sich die Schulter ausgekugelt. Leider konnte er nicht mehr weiter spielen. Damit fehlte uns unser kleiner Wanchope im Sturm. Nach diesem schwerwiegenden Ausfall, brachen wir vollstaendig ein und gaben das hart umkaempfte 0:0 aus der Hand. Andrés hingegen feierte den San Martín im Hospital San Martín de La Plata: welch' Ironie des Schicksals.
Ansonsten gibt es noch nicht viel neues. Heute hatte ich mal wieder Freizeit, da die Faecher erst in der naechsten Woche beginnen. Aber, ich habe heute noch ein paar Professoren kennengelernt. Einer von ihnen ist deutscher Abstammung und heisst Bertsch. Er hat mir auch gleich die Telefonnummer von seinem Sohn gegeben, weil der wohl deutsch sprechen koenne. Mal schauen, ob ich ihn anrufen werde.
So das wars dann erstmal von hier,
Hasta luego....

August 19, 2006

Angekommen in La Plata

Nach einem langen Flug bin ich La Plata gesund und munter angekommen. Die ersten beiden Naechte habe ich in einem Hotel verbracht und nun bin ich in eine Pension gezogen.Hier wohne ich mit zehn anderen Chicos zusammen. Diese Pension ist eine Mischung aus Jugendherberge und Internat. Es ist hier wohl auch ueblich, dass die Geschlechter getrennt werden. Von den zehn kommen neun aus Argentinien, stammen aber zum Teil aus verschiedenen Teilen des Landes. Der zehnte ist ein Costa Ricaner. (fehlt bloss noch ein Schwede, ein Pole, und ein Ecuadorianer und es wuerde maechtig rappeln…)
Andrés, der Costa Ricaner, ist der Koch in der Herberge. Noch bin ich nicht dazu gekommen seine Kuenste zu probieren, denke aber, dass es noch genuegend Moeglichkeiten geben wird.
Wohngemeinschaften, wie es sie in Deutschland gibt, sind hier scheinbar nicht ueblich, zumindest habe ich noch nichts derartiges gehoert.
Die Universitaet ist auf jeden Fall auch aeusserst interessant. Hier scheinen die Leute sehr viel politischer zu sein. So werden die aktuellen politischen Ereignisse mithilfe von riesigen, selbstgemalten Plakaten aufgezeigt und bewertet. Dadurch sieht die ganze Uni ein wenig chaotisch aus, hat aber dennoch auch Charme. Derzeitig ist auch hier der Krieg im Libanon ein grosses Thema.



Sich hier in Lap Plata zurecht zu finden, ist im ersten Moment sehr schwierig, denn die Stadt ist komplett auf dem Reisbrett entworfen worden. Es gibt hier ein strenges System der Strassen, die alle symetrisch zueinander und durchnummeriert sind. Daher braucht man auch keine Strassennamen, sondern nur Nummern. Von dieser Karte aus gesehen, in der oberen rechten Ecke, beginnt das System mit der Avenida 1. An der linken oberen Ecke ist dann die Avenida 31 und links unten die Avenida 72. Wichtig sind dabei aber dann vor allem die Diagonalen, diese verbinden naemlich alle Strassen miteinander.Wenn man das System ersteinmal verinnerlicht hat, ist es wirklich sehr angenehm, weil man sich einfach nicht verlaufen kann. Die Adresse meiner Pension zum Beispiel lautet: Calle 59 Numero 1385 entre 22 y 23. Uebersetzt bedeutet das: Strasse 59, Hausnummer 1385 zwischen der 22. und 23. Strasse.
So das wars dann erstmal von hier hier. Ich sitze gerade in einem Internetcafé in der 45. Strasse (e 12 y 13). Ich gehe jetzt einfach 14 Strassen nach links und dann noch zehn nach oben und schon bin ich da....