April 20, 2007

Überwältigt

Dieser Eintrag ist für alle die, die sich schon gefragt haben, warum ich schon so lange nicht mehr ausfühlich berichtet habe, was hier so passiert. Ich werde jetzt nicht nur schreiben, dass ich einfach viel zu tun habe, sondern dass ich momentan wohl auch gar nicht sortieren kann, was um mich herum geschieht. Überwältigt, simply overwhelmed, scheint das Wort zu sein, das meine Situation am besten beschreibt.

Vor zwei Wochen war ich in Chicago und eigentlich ist seit dem Endzeitstimmung eingebrochen. Ich hatte meine letzte Woche bei meinem Praktikum bei Hirons, weil ich meinen Chef um die letzten zwei Wochen im Semester gebeten hatte, um mich komplett auf die Uni und auf mein Privatleben konzentrieren zu können. Ich schreibe also momentan volkommen konzentriert an 2 Papers für meine Kurse und habe am Montag in 2 Wochen mein Final in meinem Architekturkurs. In meinem zusätzlichen Independent Studies Kurs mit Prof. Polsgrove in Vorbereitung meiner Magisterarbeit läuft es auch ganz gut. Ich hatte zwischendurch mal die Sorge, dass ich mit dem Thema nicht vorwärts komme, aber nun hat sie mich sogar gebeten anstelle einer normalen 30-Seiten Hausarbeit einen Entwurf für einen Artikel zu schreiben, den ich dann bei einer akademischen Publikation zur Veröffentlichung einreichen werde und die Daumen drücke, dass sie vielleicht interessiert sind. Aber mal abgesehen von meiner erfüllten Zeit in der Bibliothek, kann ich mich auch ansonsten nicht beklagen. Ich verbringe so viel wie möglich Zeit mit meinen Freunden, da uns allen bewusst ist, dass wir dafür nicht mehr viel Zeit haben und ich nicht die Einzige bin für die im Mai ein sogenannter "Lebensabschnitt" zu Ende geht. Und wenn ich momentan in meinen Kalender schaue, ist aufgrund ausgefüllter Tagesplanung in den nächsten zwei Wochen schneller Mai als mir lieb ist.

Dieses Wochenende ist der große Auftakt. Morgen hat Canvas, das Magazin bei dem ich mitarbeite, große Premiere und zehn-jähriges Jubiläum. Darauf haben wir jetzt fast ein Jahr hingearbeitet und natürlich sind die letzten Minuten vor dem großen Ereignis nochmal voll von Panik, letztem Schliff und Aufregung. Danach veranstaltet das International Center eine kleine Semesterabschlussparty für alle freiwiligen Helfer und da ich dann wahrscheinlich schon in Feierlaune bin, gehts gleich weiter. Im Anschluss daran gehts dann zur Freitagstradition in die all-freitagliche Ausstellungseröffnung in den Fine Arts und danach auf ein Gläschen Wein in die Stadt.

Eben diese wird aber diese Wochenende aus allen Nähten platzen, da es das Wochenende der Little 500 ist. Dieses traditionelle Fahrradrennen (am Freitag die Frauen, am Samstag die Männer) ist das wichtigste Ereignis mit langer Geschichte hier in Bloomington. Gäste aus ganz Indiana, Familienmitglieder und Partyfreunde bevölkern also von morgen an die Straßen der idyllischen Kleinstadt. Ich werde am Samstag zum Rennen der Männer gehen. Wer mich kennt, weiß dass ich nicht gerade für Sportereignisse brenne, aber ich denke mal das kann ich mir nicht entgehen lassen. Für alle, die es interessiert: der Film "Breaking Away" wurde hier über dieses Ereignis und dessen Bedeutung gedreht und hat Kultstatus. Am Samstagnachmittag nach dem Rennen werde ich dann auf dem Weg zur Junggesellinenfeier meiner Freundin Jennifer (siehe Chicago Post) sein. Für den öffentlichen Teil gibts Wein und Tee mit den Frauen der Familie, aber am Abend sind wir dann auf uns gestellt und werden uns unter das Little 5 Partyvolk mischen.

Am Sonntag siehts dann ein bisschen ruhiger aus, aber geplant ist auf jeden Fall ins tibetanische Kulturzentrum für das rituelle Singen zu gehen und anschließend dort zu essen. Am nächsten Wochenende geht es dann für einen Kurzausflug nach Louisville, Kentucky, und das folgende Wochenende ist vollgepackt mit Semesterabschlussveranstaltungen. Graduation und ein von mir organisierter Brunch stehen auf dem Plan. In den Wochen zwischendrin werde ich also nur noch meine Papers fertig stellen und lernen, meine Sachen zusammen packen, dann irgendwann die Wohnung ausräumen und mich um alles mögliche Organisatorische kümmern, und meine letzten Tage hier in vollen Zügen genießen. Um mein Gefühl der Überwältigung vielleicht noch besser zu erklären, wird all das auch noch von der Vorfreude auf meine Familie, Matthias, meine Freunde und Berlin überschattet und ist in die Aufregung für meine Reise nach Kalifornien und Argentinien im Mai gewickelt. Ich gelobe aber Besserung und versuche in Zukunft zumindest visuell meine Ereignisse mit euch zu teilen. Ich hoffe ihr seid so aufgeregt und erwartungsvoll wie ich!

Keine Kommentare: